Du nimmst mir ja nicht weg, mein Gott, was du mir in deinem einzigen Sohn Jesus Christus einmal gegeben hast; und in ihm hast du mir alles gegeben, was ich mir überhaupt wünschen kann.
Dieses Gebet des hl. Johannes vom Kreuz offenbart das Beten eines in Gott verliebten Menschen. Nur von dieser Grundeinsicht aus finden wir Zugang zum Kirchenlehrer der Mystik zu dem er 1926 ernannt wurde.
Geboren im Jahre 1542 in Fontiveros (Avila), Spanien, verlor Juan de Yepes bereits zwei Jahre nach der Geburt seinen Vater. Da seine Eltern eine nicht standesgemäße Heirat eingegangen waren, hatte die Mutter von den wohlhabenden Verwandten des Vaters keine Hilfe zu erwarten, so daß ihren drei Kindern Not und Armut nicht erspart blieben. Diese beiden Umstände - die Liebesheirat der Eltern und die Erfahrung von Leid und Not prägten Johannes vom Kreuz nachhaltig. In den Jahren 1559-1563 versucht er sich in verschiedenen Ausbildungssparten: Studien, Schreiner, Schneider, Bildhauer, Maler. Am erfolgreichsten erweist er sich im Bereich der Studien, die er bei den Jesuiten in Medina del Campo absolvierte, wobei er sich als Krankenpfleger im Spital dieser Stadt verdingte. 1563 Eintritt ins Noviziat der Karmeliten, 1564-1568 Studien an der Universität in Salamanca, 1567 Priesterweihe und im August dieses Jahres die entscheidende Begegnung mit Teresa von Avila. Johannes erkennt in der von Teresa konzipierten Lebensweise im Karmel auch seinen Weg, läßt sich von ihr entsprechend instruieren und beginnt am 28. November 1568 in Duruelo (Avila) mit zwei Mitbrüdern nach dem Ideal der Madre Teresa zu leben.
Es folgen bald verantwortungsvolle Aufgaben im neuen, rasch aufblühenden Ordenszweig: Rektor des Studienkollegs in Alcala de Henares, Visitator im Noviziatskonvent, Beichtvater im Kloster der Menschwerdung in Avila, das unter seiner geistlichen Leitung und mit Teresa als Priorin eine neue Blütezeit erlebt. Die am 2. Dezember 1577 erfolgte Festnahme und neunmonatige Einkerkerung im Kloster zu Toledo - eine Folge der Rivalitäten zwischen dem Stammorden und dem neuen Ordens- zweig - wird für Juan de la Cruz zur Sternstunde, denn dort macht er seine einzigartigen Gotteserfahrungen, die er in unvergleichlichen Gedichten besingt. Diese offenbaren viel mehr als die in den folgenden Jahren neben intensiver äußerer Tätigkeit entstandenen Traktate, wer Juan de la Cruz ist: Ein in Gott verliebter Mensch, für den alles, was nicht Gott ist, zu gering, zu unerfüllt, zu ungenügend ist. So erweist sich Johannes vom Kreuz nicht als der ewige Nein-Sager und finstere Asket, der nur das Nichts (Nada) predigt, sondern als der ganz offene, in Gott Alles (Todo) bejahende Mensch, was in einem seiner schönsten Gebete deutlich wird:
Mein sind die Himmel und mein ist die Erde; mein sind die Völker, die Gerechten sind mein, und mein sind die Sünder; die Engel sind mein und die Mutter Gottes ist mein und alle Dinge sind mein, und Gott selbst ist mein und für mich, denn Christus ist mein und mein Einundalles für mich. Was ersehnst und suchst du also noch, meine Seele? Dein ist all dies, und alles ist für dich.
Als er am 14. Dezember 1591 in Ubeda (Jaen) verstarb, war ein Mensch zu Gott heimgekehrt, der sich durch die Liebe Gottes so sehr hat umformen lassen, daß er Modell für die Liebe zu den Menschen, zur Natur, zur Schöpfung geworden ist.
Zeittafel zur Lebensgeschichte des hl. Johannes vom Kreuz
1542 Geburt zu Fontiveros (Avila), Spanien
1563 Eintritt in den Orden. Einkleidung im Karmel zu Medina del Campo
1564 - 1568 Theologische Studien in Salamanca
1567 Priesterweihe in Salamanca
1568 28. November: Beginn der Reform in Duruelo
1568 - 1571 Novizenmeister in Duruelo, Mancera und Pastrana
1571 Rektor in Alcala
1572 - 1577 Beichtvater im Kloster der Menschwerdung in Avila
1577 - 1578 Gefangener in Avila und Toledo
1578 - 1579 ab Oktober 1578: Prior im Kloster zu Calvario
1579 - 1582 ab Juni 1579: Gründer und Rektor des Kollegs zu Baeza
1582 - 1585 ab Jänner 1582: Prior in Granada
1585 - 1587 ab 11.Mai 1585: Provinzdefinitor
17. Oktober 1585 bis 18. April 1587 Provinzialvikar für Andalusien
1587 - 1588 neuerlich Prior in Granada
1588 - 1591 Generalconsiliarius und Prior in Segovia
1591 14. Dezember: Tod zu Ubeda
1593 Mai: Übertragung der Reliquien nach Segovia
1618 Erste Ausgabe seiner Werke zu Alcala
1675 25. Jänner: Seligsprechung durch Clemens X.
1726 27. Dezember: Heiligsprechung durch Benedikt XIII.
1926 24. August: Erhebung zum Kirchenlehrer durch Pius XI
1952 21. März: Ernennung zum Patron der spanischen Dichter
Dieser Text ist einer Brochüre entnommen, die 1983 unter dem Titel "Johannes vom Kreuz" im Eigenverlag des Karmel St. Josef, Wien, erschienen ist.
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